Artikel ID: 45           Kategorie: Meine Objekte

Natürlicher Gestalter oder die Fettecke.

Mit diesem Objekt habe ich eine Performance von Josef Beuys nachempfunden. Er nahm einen dicken Klumpen Margarine und strich ihn sorgfältig in eine Ecke des Raumes. Er nahm das Ungestaltete, den ungeformten Klumpen Margarine, und machte daraus etwas Gestaltetes, eine gut geformte Ecke.

Ich habe das Gleiche in anderer Form ausgedrückt. Mein Margarinekloß ist das Gehirn, das aus dem Ungeformten etwas formt, nämlich die materiell sichtbare Ecke.

Wie wir Wirklichkeit schalten ist nicht beweisbar, denn was wir beweisen können, ist immer nur das Materielle. Die Vorstufen bleiben uns verborgen. Beuys hatte sich, auch durch die Beschäftigung mit Anthroposophie, mit diesen Themen auseinandergesetzt. In meinem Objekt “Das vom Körper getrennte Auge“ beschreibe ich, dass Babys vermutlich sehen lernen. Sie filtern offenbar aus bunten Wolken Materie heraus und ordnen sie zu dem Gefühlten.

Die Physik ist mittlerweile aufgesprungen auf diesen esoterisch angehauchten Ansatz. Im Artikel über mein Objekt „Sender“ beschreibe ich, dass seit 100 Jahren bekannt ist, dass Materie nicht fest und solide ist, sondern nur aus Energie besteht. Inzwischen geht man durch die Untersuchungen des Lichtes noch weiter. Licht liegt in zweierlei Form vor, als Welle und als Materie, und man musste sich eingestehen, dass der Betrachter bestimmt, ob etwas Welle oder Partikel ist. Der Betrachter bestimmt mit seiner Absicht das Verhalten der kleinsten Teile, die wir beobachten können, und wirkt immer auf sie ein. Es liegt nahe daraus anzunehmen, dass wir schon immer Einfluss nehmen. Physiker sprechen von einem Wahrscheinlichkeitsfeld, aus dem der Betrachter Wirklichkeit schaltet.

Jeder unserer Gedanken beeinflusst die äußere Wirklichkeit. Da wir uns selbst mit verändern, merken wir nichts davon. Jeder Gedanke, der das Gehirn verlässt, gestaltet Materie, unsere Umwelt. Beuys macht diesen Ansatz deutlich durch den Margarineklumpen, der letztlich sich in Materie fortsetzt, eine wohl geformte Ecke.

Auf einer Tafel beschreibt er diesen Vorgang mit den Worten

Wille
Bewegung Form
Geist Seele bestimmt
unbestimmt Gefühl Denken

Zwischen Wille und Bewegung setzt er mit einem senkrechten Strich und bezeichnet ihn mit Isolator, der die unsichtbare von der sichtbaren Welt trennt. Die Bewegung wird mit einer großen Schleife dargestellt. Unter dem Wort bestimmt skizzierte er ein räumlich gezeichnetes Dreieck. Über dem Ganzen steht groß Energie.

Meine Installation zeigt diesen Vorgang in anderer Form. Zwischen dem Willen, der Absicht, die im Gehirn geäußert wird und dem Endprodukt, der Form, liegt ein Kupferstab. Er symbolisiert die Energie, die einerseits durch Botenstoffe vermittelt im Körper Gefühle auslöst, und Aktionspotentiale anregt. Der Mensch wird zu einer Handlung befähigt, um der Absicht in der Realität Ausdruck zu verleihen.

Vor der Installation jedoch liegt ein Hinweis mit der Aufschrift „Natürlicher Gestalter“, der die andere, die erweiterte Sicht der Wirklichkeit aufzeigt. Er kann geöffnet werden und zeigt innen einen Ausspruch von Heinrich Heine, der lautet:

„Der Mensch braucht nur seine Gedanken auszusprechen und es gestaltet sich die Welt“.

Wir wissen nicht, wie genau dieses fortwährend ablaufende „Natürliche Gestalten“ funktioniert. Darüber gibt es unterschiedliche Theorien. Beweisen werden wir es nie können, da der Beweis wieder nur materiell geliefert werden könnte.


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