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Wasser, Wind und Wolken

eine Ausstellung in der Kunsthalle Würth.

Im Eingangsbereich der Ausstellung strapaziert der Surrealist Magritte unsere Sehgewohnheiten. Er malt Himmel und Erde verknüpft mit Tag und Nacht. Im linken Teil des Bildes von 1953 wachsen Vögel als Sinnbild des Himmels aus den Blättern der Pflanzen auf einer unwirtlichen Erde; rechts im Bild ist es Tag und der blaue Himmel mit weißen Wolken vereint sich mit einem nächtlichen Dunkel der düsteren Gebäude, die nur von einer Straßenlaterne erhellt sind.

Himmel und Erde bringen die Wetterphänomene aus Wasser, Wind und Wolken hervor, die sich oben in der Stratosphäre bilden. Dieses System aus Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit steht in Wechselwirkung mit Wasser und Erde. Durch intensive Sonneneinstrahlung erwärmt sich die Luft und steigt nach oben, Wasser verdunstet und es bildet sich Bewölkung und Niederschlag. Der Austausch zwischen hohem und niederem Luftdruck erzeugt Wind, Sturm, Gewitter, Twister und Tornados. Diese sehr flüchtigen Naturphänomene können sich sowohl segenbringend als auch unheilvoll auswirken und inspirierten zu allen Zeiten Mythen, literarische Texte und Kunstwerke.

Ich möchte hier nur die Werke herausheben, die bei mir einen besonderen Eindruck hinterlassen haben. Wenn Sie sich nach rechts wenden, fällt Ihr Blick auf die riesige Welle von Richard Longo an der Stirnwand in schwarz-weiß, ein Werk von 2001. Sie fasziniert mich; eine sehr ähnliche Welle hatte ich als Titelbild meines ersten Buches gewählt, weil Wasser als Synonym für die Kraft der Gefühle und Emotionen steht, mit der wir unsere Wirklichkeit gestalten. Etwas weiter hängt ein kleineres Bild von Edvard Munch, genannt „Strandmystik“ von 1892. In Munchs Denken ist alles lebendig und so malt er auch Steine mit einem verschmitzten Lächeln. Beeindruckend ist ein Bild von einem Ozean von Gerhard Mantz, 2004, mit dem Titel „Eifersüchtige List“. Es hängt etwas ungeschickt an der rückwärtigen Trennwand und wird leicht übersehen. Erstaunlich wie er diese Dreidimensionalität der Wellen erzeugt hat.

Die Erde ist zu ¾ von Wasser bedeckt, heißt es auf einer Fahne. Leben sei aus dem Wasser entstanden und auch wir werden quasi aus dem Wasser geboren. Im Wasser ist alles leicht, kommt mir in den Sinn und auch gleich, dass an Land zu kommen, die Erdenschwere zu ertragen, für ein neu geborenes Baby nicht einfach sein kann.

„Die Welt ist nicht das, als was sie zu sein scheint“, ist einer meiner Lieblingssprüche. In der Nische am Aufzug hängt eine Arbeit von Patrick Hughes mit dem Titel „Collonaden“, das mich an das Taj Mahal erinnert. Es zeigt, wie sehr wir uns täuschen lassen. Das Gebäude erscheint im Hintergrund, ist jedoch in Wirklichkeit im Vordergrund und die Collonaden bewegen sich im Vorbeigehen. Eine Zeichnung von Christos „Wrapped Coast“ von 1969 hängt links daneben. Witzig finde ich auch die Arbeit von Ivan Chuikov „Sichtweise V “ von 1991, der mit einem materiellen, nicht etwa gemalten Wasserhahn den Ozean ausfließen lässt. Schön wäre es und dann bitte dahin, wo es fehlt. Auch bei uns fehlen in diesem Winter 250 Liter Niederschlag zum Normal. In Kalifornien hingegen fließen die Staudämme über. Dort könnte eine daneben hängende typische Arbeit von Roy Lichtenstein entstanden sein, ein liegender Akt am Strand mit einer Sandschaufel, dahinter eine an einen Schweizer Käse erinnernde Wand in sonnengelb.

Kommen wir zum Wind. Das Problem ist, wie sich etwas abbilden lässt, was gar nicht zu sehen ist? Nur über Hilfsmittel und das tun die Künstler auf unterschiedliche Weise. Ein stilles Lüftchen bewegt ein Mobilé von Calder, das Nagelbild von Günter Uecker von 1999 erinnert an ein Kornfeld im Wind, während das Vogelbild von Gerhard Richter, harmlose weiße Vögel auf schwarzem Grund, mich jedoch an den Film „Die Vögel“ erinnert und mich ängstigt. Andere Künstler zeigen die vom Sturm gebeugten Bäume oder benutzen Haare, um eine „Windsbraut“ zu gestalten, wie bei Anselm Kiefer. Auch in mehreren Skulpturen wird Wind dargestellt. Sehr gut platziert ist die Arbeit „AIRloon, Luftwesen“ von Angelika Middendorf. Sie hat eine Wetterstation in der Kunsthalle installiert, wobei über eine Kamera auf dem Dach das aktuelle Wettergeschehen am Himmel in die Kunsthalle projiziert wird. Ein Wetterballon, eine Discokugel, ein Beamer und ein Wolkenarchiv in Form eines Rechners sorgen für die künstlerische Transformation.

Zur Entstehung von Wind und Wetter lesen Sie bitte auch meinen Artikel „Wir Wettermacher“ unter der Rubrik Energie. Wir alle nehmen teil durch unseren Atem. Wussten Sie, dass unsere Luft beim Einatmen 21% Sauerstoff enthält, beim Ausatmen jedoch nur noch 16%? Die fünf Prozent Sauerstoff verbrennen wir zu Kohlendioxyd, zu CO2, was wir in die Außenluft abgeben. Jeder Mensch ist über seinen Atem mit allen anderen Menschen verbunden, denn die Luft, die der eine ausatmet, wird von anderen eingeatmet. Die Pflanzen wiederum benutzen unser ausgeatmetes Kohlendioxyd und machen über die Photosynthese daraus Zucker und Stärke, unsere Nahrung. Zudem geben sie uns, bzw. dem Ganzen, ihr Abfallprodukt aus diesem Prozess zurück, und das ist Sauerstoff. Den können wir dann wieder einatmen, ein ewiger Kreislauf, denn alles ist mit allem verbunden. Insofern war es nicht verkehrt, dass unsere Altvorderen glaubten, dass Gott, das Ganze, sich in Gestalt von Wolken äußert. Spätere Künstler drückten in Wolkenbildern Emotionen aus, von lieblichen Szenen bis zu entfesselten Stürmen oder gefährlichen Szenarien, wie einem Schiffbruch oder einem Atompilz. Sie sollen nicht Angst machen, sondern Warnung sein und uns daran erinnern, wie fragil das Ganze ist, wie wunderbar aber auch die Schönheit und die geheime Ordnung dahinter, wenn man bereit ist, sie zu erkennen.


 

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